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Die 4.Generation 

 

Der neue Solinger Obus wurde der Bevölkerung vorgestellt

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Wie bereits berichtet, wurde der erste BERKHOF-Obus am 4.11.2000 ausgeliefert und am 18.11.2000 der Presse vorgestellt. Bevor der Wagen elektrisch auf den Straßen Solingen verkehrt, wurde er auch der Bevölkerung und dem Werksausschuß präsentiert. Man wählte hierzu den Platz vor den Anfang 2000 eröffneten Clemens-Gallerien. Dieses Einkaufszentrum wurde bereits von der Bevölkerung gut angenommen, so dass ein entsprechender Besucherandrang zu erwarten war.

Mittels Hilfsmotor wurde der Wagen gegen 9 Uhr von Herrn Sorgenich, stellv. Betriebsleiter, dorthin gefahren. Herr Sorgenich brachte übrigens auch den Wagen von der Grenze ins Depot. Neben drei Gruppenleiter des Fahrdienstes nahmen auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Solingen Center Verkehr, Herr Troullier, der Leiter des Bereichs Fahrzeuglogistik, Herr Hanz und der Pressesprecher Herr Schleifenbaum an der Überführung und Präsentation teil. Bereits kurz nach der Aufstellung des Wagens besichtigten die ersten Interessierten das Fahrzeug. 


 
Der neue Wagen in der Halle neben der elektrotechnischen Abteilung, im Probelauf der Matrix-Zielanzeige wirbt die Fa.Innotron für Ihr Produkt.


 
Herr Sorgenicht fuhr den Wagen aus dem Depot, mit dem Geschäftsführer, Herrn Troullier wurden letzte Abstimmungen durchgeführt.


 
Die erste Ausfahrt auf Solingens Straßen erfolgte mit Hilfsmotor.


 
An den Clemens-Gallerien wurde der Wagen in eine richtige Position rangiert.


 
Während der Wagen am Morgen noch im strömenden Regen rangiert wurde, blieb es tagsüber während der Präsentation trocken. Für die Fahrt zur Innenstadt trug der Wagen das Überführungskennzeichen SG-06171. 

Für die Besucher gab es einen 2,5/2,5 cm großen Anstecker mit dem oben abgebildeten Design sowie ein Faltblatt mit dem Aufdruck „Oh, wie schön! Die neuen Obusse kommen“. In diesem Faltblatt wird der neue Gelenkwagen in einer farbigen Zeichnung mit den wichtigsten Daten dargestellt. Mit dem Design dieser Druckschrift war eine Werbeagentur beauftragt worden. 

Ferner erhielten die Mitarbeiter der Stadtwerke eineInformationschrift der Fahrzeuglogistik, in der einige Daten des neuen Gelenkobus auf geführt. Nachfolgend nun die wichtigsten Daten aus den genannten Druckschriften:


Der Gelenkobus Premier AT18 wurde von der Firmen Berkhof in Heerenveen/Holland produziert. Bei der technischen Konzeption der 15 bestellten Fahrzeuge wurde besonderer Wert auf eine moderne wartungs- und verschleißarme Ausstattung gelegt, dabei sollte der Wagen nicht mit Technik überladen werden. Eine hohe technische Verfügbarkeit und ein geringes Gewicht sollen für niedrige Folgekosten sorgen.

Das Fahrzeug ist knapp 18 Meter lang und besitzt 3 Türen, alle drei Türen sind im Fahrzeug stufenlos. Das Fahrzeug ist somit fast durchgehend niederflurig. Die Einstiegshöhe beträgt im nicht abgesenkten Zustand 340 mm. Lediglich der hintere Bereich und einige Sitze mussten Podeste erhalten. Das Fahrzeug wurde in selbstragender Gitterbauweise errichtet, die verwendeten Profile sind aus korrosionshemmenden Stahl. Die Außenbeplankung wurde aus Kunststoff gefertigt. Die Vorder- und Rückteile sind gesamte Masken, die übrigen Teile sind zugeschnittene glasfaserverstärkte Kunststoffplatten. Mit dieser Konstruktion soll eine angestrebte Nutzungsdauer von 20 Jahren ohne Aufbauinstandsetzungen erreicht werden. Als Gelenk gelangte ein Bauteil der deutschen Fa.Hübner zum Einbau, innen fallt dieses Bauteil durch eine großzügige Durchgangsbreite auf.

Für den Fahrer wurde ein Fahrerplatz nach den Empfehlungen des VDV installiert, der nach ergonomischen Gesichtspunkten optimiert und standardisiert wurde. Die speziell für den Obusbetrieb erforderlichen Bedienteile wurden im wesentlichen auf der Konsole neben dem Fahrerplatz angeordnet, so dass das Fahrerpult sich kaum von dem eines Dieselbusses unterscheidet. Wie die zuletzt beschafften Dieselbusse wurde der Wagen auch mit ABS und Antischlupfregelung ausgestattet.

50 Fahrgäste finden Platz auf rückengerechten Sitzen, weitere 80 Stehplätze sind zugelassen. An der Mitteltüre befindet sich ein Perron für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer. Dieser Platz wird nach vorne mit einer Anlehnplatte für die Rollstuhlfahrer begrenzt, ein Haltewunschtaster wurde in Sitzhöhe angebracht. An der Außenwand sind 3 Klappsitze angebracht. Der vordere Türflügel der zweiten Tür ist etwas schmaler als der hintere um genügend Durchgangsbreite zur Stehfläche zu schaffen. 

Die Luftfederung des Wagens ermöglicht auch eine Absenkung des Wagens an allen Türen. Auf den Einbau einer Klimaanlage wurde verzichtet, eine ausreichende Lüftung im Sommer erfolgt durch Dachklappen und acht Oberlichtfenster. Ein Aufhitzen des Wagens soll auch durch die Verwendung von getönten, wärmegedämmten Scheiben verhindert werden. Im Winter sorgt eine elektrische Heizung für den nötigen Komfort. Diese über Thermostate gesteuerte Heizung bringt Warmluft über einen Kanal an die Scheiben, um ein Beschlagen zu verhindern. 

Als Fußbodenbelag wurde ein grauer PVC-Belag mit bunten Pixeln gewählt. Die Sitze sind in blauer Grundfarbe, die Wandflächen wurden in hellem grau gehalten. Die Podestkanten erhielten eine Einfassung mit gelben Profilen, während die Haltestangen wurden in auffälligen Grün ausgeführt sind. 

Eine Fahrgastinformation erfolgt durch eine automatische Ausrufanlage und 3 Innenanzeigen. An der mittleren und der hinteren Türe wurden Papierkörbe angebracht.

Die Außeninformation erfolgt über Matrixanzeigen der Fa.Innotron GmbH http://www.innotron.de/mit NL Wuppertal. Sie befindet sich in der Vorderfront hinter der Frontscheibe, an der Türseite oberhalb des Fensterbands. Die Außenlackierung des Wagens erfolgte in den Stadtfarben, die graue Grundlackierung wurde oberhalb der Fenster gelb abgesetzt, in Höhe der Reifen erfolgte rundum eine blaue Lackierung. 

Die elektrische Ausrüstung lieferte die Firma Traxis. Der Fahrmotor, der gegenüber der 2.Tür liegt, treibt die mittlere Achse an, die dritte Achse im Nachläufer wird zwangsgelenkt. Beim Bremsen wird der Antriebsmotor als Generator geschaltet und hierdurch elektrische Energie in das Oberleitungsnetz zurückgespeist. Der Fahrmotor verfügt über 170 kW Dauerleistung und wurde von der Firma Skoda aus Tschechien zugeliefert. Die elektrisch gesteuerte Traktionsanlage ist komplett in einem Dachgeräteträger auf den Vorderwagen installiert.


Die Firma Kirsch lieferte den Hilfsantrieb, mit dem auch längere Strecken zurückgelegt werden können. Das Aggregat besteht aus einem 80 kW starken Diesel-Industriemotor und einem Generator, der über die Steuerung elektrische Energie für den Hauptmotor liefert. Dieses Aggregat befindet sich mit dem Luftverdichter für Bremsen, Türen und Stromabnehmer im Heck.

Die Stromabnehmerstangen wurden von der Firma Kiepe zugeliefert. Es handelt sich hierbei um den 

Typ OSA200 mit pneumatischer Schnellabsenkung der Stangen beim Entgleisen. 

Hier die wichtigsten Daten in Kurzform:

Modell: BERKHOF PREMIER AT 18

Hersteller: Fa.Berkhof/Fa.Traxis

Ausführung:Niederflurgelenk-Obus

Sitz-, Steplätze:50 + 80 = 130 

Fahrzeuglänge: 17,955 m

Höhe:3,22 m

Breite(ohne Spiegel): 2,50 m

Radstand: 6100/1845/5290 mm 

Überhang vorne:2600 mm

Überhang hinten:2120 mm

Portalbreite Türen: 1350 mm

Einstiegshöhe:340 mm

Wendekreis:24 m

Leergewicht: 16.650 kg *)

Zul. Gesamtgewicht: 25.700 kg *) 

Motor Typ:Skoda 10 ML 3550K/4

Dauerleistung:170 kW

Max. Geschwindigkeit: 70 km/h

Hilfsantrieb Leistung:80 kW bei 2300 U/min

*) Im Faltblatt (Stand 7/00) wurden hier noch geringere Werte angegeben! 


 
Gut besucht war der Wagen, so dass tagsüber ein Fotografieren ohne Menschen nicht möglich war. Es bleibt zu hoffen, dass die Wagen beim Einsatz im Linienverkehr einen ähnlich guten Anklang finden.

Gegen 11 Uhr wurden die Mitglieder des Aufsichtsrats der Stadtwerke und andere geladene Gäste in das benachbarte Cafe „Alex“ zum Umtrunk eingeladen. Die Eröffnungsrede hielt Herr Troullier. Am Beginn seiner Rede sprach er die 1996 im Zuge des Haushaltssicherungsgesetz aufgestellte Forderung an, das Defizit der Verkehrsbetriebe auf 20 Mio. DM zu begrenzen. Zur Erlangen dieses Ziels wurde seinerzeit vorgeschlagen, den Obusbetrieb abzuschaffen, nach langer Diskussion beschloss jedoch der Aufsichtrat am 21.11.96, also vor fast genau 4 Jahren, den Obusbetrieb beizubehalten. Im April 1998 wurde die Entscheidung gefällt, neue Fahrzuge zu bestellen. Das Resultat dieser Bestellung wurde nun vorgestellt. Herr Troullier begrüßte in diesem Zusammenhang die geladenen Vertreter der Herstellerfirmen Berkhof und Traxis aus Holland.

Der neue Obus soll weiterhin Werbung für die Stadt machen, so Herr Troullier. Es beständen eindeutige 

Vorteile für die Fahrgäste wie die komplette Absenkbarkeit des Fahrzeugs - bei den zuletzt beschafften Gelenkautobussen wäre dies nur teilweise der Fall - die Frischluftzufuhr über einen Kanal oberhalb der Fenster und als Vorteil für die Fahrer der VDV II-Fahrerarbeitsplatz mit einem einstellbaren Fahrertableau. Er erwähnte lobend Herrn Theunissen, bis vor kurzem Mitarbeiter des Arnheimer Obusbetriebs, der seine Erfahrungen aus dem Schiffbau einbrachte und den Bau von zwei Probefahrzeugen in Arnheim im Jahre 1997 anregte.

Herr Troullier sprach die Hoffnung aus, dass mit der Vorstellung des neuen Wagens neue Fahrgäste gewonnen werden können. Insgesamt sollen bis Ende 2002 35 Gelenkwagen beschafft werden, damit sollen nicht nur die beiden Ringlinien 681/682 sondern auch die Linie 684 bedient werden. Derzeit stehen nur 21 Gelenkobusse zur Verfügung, bei 19 Kursen der Ringlinien käme es daher häufig vor, dass Soloobusse eingesetzt werden mussten, die rasch an Ihre Kapazitätsgrenzen stießen.

Er kündigte den Einsatz der neuen Obusse im Linienverkehr für Januar 2001 an. Bis dahin sollen 6 Fahrzeuge ausgeliefert sein, pro Woche soll nun 1 Wagen in Solingen ankommen. Parallel zu dieser Auslieferung wird die Schulung der etwa 300 Mitarbeiter durchgeführt. Diese sollen sich nicht nur mit der Bedienung vertraut machen, sondern auch mit eventuellen Störungen umgehen können. Eine Zulassung des Fahrzeugs für den Straßenbau ist noch nicht erfolgt, so Herr Troullier, da die elektrische Abnahme durch Prof. Ahlbrecht noch aussteht. Man wird daher den Wagen auch wegen zahlreicher Testfahrten in der Stadt sehen können.

Herr Troullier bemerkte, dass er bei den Erläuterungen über das Fahrzeug ins Schwärmen geriet und erwähnte, dass das Fahrzeug für einen Einsatz über die nächsten 20 Jahre vorgesehen ist. Wenn die Fahrgäste zufrieden sind, so hielt er fest, dann war die grundsätzliche Entscheidung für den Obus richtig. In Hinblick auf die Agenda 21, die eine emissionsfreie Innenstadt fordert, ist die Entscheidung für den Obus aus heutiger Sicht richtig. Ferner erhofft er sich, dass der Obus weiterhin Sympathieträger für Solingen bleibt. Abschließend richtete Herr Troullier einen Dank an alle beteiligten Mitarbeiter; insbesondere erwähnte er den Fahrzeug-Ingenieur Herrn Hanz, der die Bestellung vorbereitet und die Produktion federführend begleitet hat. 

Anschließend sprach der Aufsichtsratvorsitzende, Herr Krebs, einen Dank an die Kollegen des Aufsichtsrats aus. Er erwähnte die lange Entscheidungsphase, die nun in mehreren Ordner festgehalten wurde, bestehend aus Gutachten, Gegengutachten und Stellungnahmen verschiedener Institute. Auch Herr Krebs wies auf den Obus als Imageträger der Stadt Solingen hin. Er sollte für Solingen ein Markenzeichen sein, wie in Wuppertal die Schwebebahn und in Berlin und London die Doppeldeckerbusse. Getreu dem Motto „Oh wie schön! Die neuen Obusse“ soll diese Veranstaltung zahlreiche Einwohner Solingen dazu bringen, eine Netzkarte 2001 zu erwerben. Er hofft, dass Fahrgäste und Mitarbeiter das kundenfreundliche Verkehrsmittel annehmen. 

Als weitere Rednerin trat die Sprecherin der SPD-Fraktion Frau Birgit Zingler ans Rednerpult. In der Funktion als Vorsitzende des Ausschuß Stadtplanung und Verkehr und in Vertretung für den verhinderten Oberbürgermeister hofft sie, dass der neue Wagen „viele Kinder“ und auch einen Nachfolger in 20 Jahren erhält. Ferner sprach sie den Wunsch aus, dass viele Solinger Bürger mitfahren.

Nach den Ansprachen wurden die Gästen zu einem kleinem Buffet geladen. In kleinen Gruppen konnte danachder Wagens unter fachkundiger Leitung der Herren TroulierSorgenich und Schleifenbaum begutachtet werden.

Für den ersten Linieneinsatz im Januar ist angedacht, eine ähnlich publikumswirksame Veranstaltung durchzuführen. Als eine Möglichkeit wird das demonstrative Auswechseln von Altgelenkwagen gegen die sechs Neufahrzeuge im Januar erwogen um so auf den ersten Linieneinsatz aufmerksam zu machen. 

Die neuen Fahrzeuge sollen die ersten 6 Monate ohne Werbung verkehren, leider könne auf eine Werbung nicht gänzlich verzichtet werden, da hierdurch Einnahmen von rund 400.000 DM jährlich eingebracht werden.

Eine Betriebsnummer war außen noch nicht angebracht. Das Fahrzeug erhielt jedoch bereits die Beschriftung der Stadtwerke Solingen und einen Aufkleber „OBus Solingen“ oberhalb der Fenster. Oberhalb des Fahrerplatzes war jedoch bereits das Schild mit der Sitzplatzanzahl montiert, hier wurde als Betriebsnummer die Ziffer „71“ angegeben, die offizielle Wagennummer lautet jedoch 071, dabei steht die 0 für die Endziffer des Beschaffungsjahrs.

Gegen 16.30 Uhr wurde der Wagen mittels Hilfsmotor wieder auf die Straße rangiert. Über die Karl-Goerdeler Straße erreichte der Wagen die Haltestelle Entenpfuhl und fuhr von dort die Steigung hinauf bis zum Graf-Wilhelm-Platz über Schlagbaum ins Depot. Die gesamte Strecke wurde mit Hilfsmotor gefahren, bei der Steigung der Straße Ufergarten musste der Hilfsantrieb seine volle Leistung erbringen; mit Schrittgeschwindigkeit wurde die Steigung überwunden.


 
Auf dem Heimweg noch eine Aufnahme an der Haltestelle Schlagbaum.

Von den Gästen der Fa. Traxis war zu erfahren, dass die ersten beiden Arnheimer Fahrzeugen am Montag, den 20.11.2000 in Linienverkehr eingesetzt werden sollten. Aus Versehen hatte der Wagen 0212 bereits den ersten Einsatz im Linienverkehr erfolgreich durchgeführt, als er vergangene Woche aufgrund Wagenmangel auf einem Kurs in der Nachmittagsspitze eingesetzt wurde. Auch der 3.Wagen, Nr.0214 ist bereits nach Arnheim ausgeliefert. Vor der Indienststellung der neuen Fahrzeuge wurde erst die Beseitigung zahlreicher Mängel in den beiden Prototypen 0210 und 0211 abverlangt.



Jürgen Lehmann, 20.11.2000 


 
Abschließend noch ein Foto vom Gelenkobus 8: „Nach nunmehr 15 Jahren weiß man wohl, wer die Fahrzeuge hergestellt hat“, und so wird nach Unfällen die MAN-Beschilderung nicht mehr angebracht. Auch beim Obus 67 fehlt dieser Frontschmuck.

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