Seite 500 - Informationen rund um den Obus – informations about trolleybuses   www.obus269.homepage.t-online.de

 

Allgemeines über den Obus

 

 

In den 50er Jahren gehörten Obusse mit zum Stadtbild vieler Städte, hier zwei Obusse in der Innenstadt von Rheydt im Jahre 1954 (Aufnahme J. von Rohr). Von 1954 bis 1959 gab es 67 Betriebe in Deutschland, die dieses System eingeführt hatten. Die Erfindung des Oberleitungs-Busses oder Trolleybus blickt jedoch nun auf eine 120jährige Geschichte zurück. Am 29. April 1882 führte Werner von Siemens ein nicht an Schienen gebundenes Elektrofahrzeug vor. Das Fahrzeug, welches äußerlich sehr einer Pferdedroschke ähnelte, besaß zwei Elektromotoren von 2,2 kWh-Leistung die mittels Kettenantrieb auf die Hinterräder wirkten. Der erforderliche Fahrstrom erhielt das Fahrzeug durch eine zweipolige Fahrleitung über ein nachgeschlepptes Kontaktwägelchen. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden mehrere Strecken mit diesem Antriebssystem, wegen der seinerzeit schlechten Straßenverhältnisse bestand jedoch kein Betrieb länger als 5 Jahre. Konstrukteure entwickelten verschiedene Systeme zur Entnahme des Fahrstroms aus der Fahrleitung, die später übliche Entnahme des Fahrstroms durch angepresste Stangen erfand der Ingenieur Max Schliemann 1901.

 

Das Zeitalter des neuzeitlichen Oberleitungsbus begann in Deutschland 1930 mit der Einführung einer Obuslinie auf der Strecke Mettmann-Gruiten. Bis zum zweiten Weltkrieg ergänzte in vielen Städten der Obus das Straßenbahnnetz, in einigen ersetzte der Obus auch die Straßenbahn. Der Grund war darin zu suchen, dass die Energiebeschaffung für die Diesel- und Benzinbusse schwerer wurde. 26 Betriebe führte bis zum Ende des 2.Weltkriegs den Obus ein, in zahlreichen anderen Städten war die Planung schon so weit, dass sie kurz nach Ende des Krieges den Obusbetrieb aufnehmen konnten. 1950 gab es 52 Betriebe in Deutschland, überwiegend einzelne Obuslinien. Größere Streckennetze bestanden nur in den Städten Berlin, Oldenburg, Giessen, Siegen und Dortmund. Große Netzerweiterungen erfolgten in den 50er Jahren. Überwiegend ersetzten diese Obusnetze nun Straßenbahnen, die nach dem 2.Weltkrieg nur notdürftig instandgesetzt wurden. 

Als Beispiele hierfür sind die 1952 eröffneten Betriebe Rheydt und Solingen zu erwähnen. In beiden Betrieben stammten die Obusse aus einer Serienfertigung der Hersteller Henschel (Achsen) und Waggonfabrik Uerdingen (Aufbauten). Der Obusbetrieb Siegen erhielt den neu entwickelten Obustyp ÜHIIIs erstmals Anfang 1952. Nach erfolgreicher Erprobung des Prototyps erfolgte im Mai 1952 die Auslieferung dieses Typs an Rheydt (7 Stück) und Siegen (9 Stück). Für die Eröffnung des Solinger Obusbetriebs gelangten 6 weitere im Juni 1952 dorthin. Die Abkürzungen der Typenbezeichnungen bedeuteten ÜH = Anfangsbuchstaben der Hersteller, III = Normgröße III und s = selbsttragend. Die Definition der Normgrößen wurde Anfang der 40er Jahre für die verschiedenen Größen von Obussen eingeführt, die Normgröße I stand für Fahrzeuge bis 10 m, II bis 11 m und III für Fahrzeuge von 11 bis 12 m Länge. Im Gegensatz zu anderen Obusfahrzeugen besaß der Wagen kein Fahrgestell, der Aufbau war für die Stabilität des Fahrzeugs konzipiert worden. Der Wagenkasten besaß eine Gesamtlänge von 11,1 m, für einen zügigen Fahrgastwechsel waren drei Türen vorgesehen. Gegenüber den zeitgleich angebotenen Omnibussen galt der Obus im Fahrkomfort sowie in der Bedienung für den Fahrer bei weitem fortschrittlicher. 

Bei den Rheydter ÜHIIIs gelangte erstmals ein Hilfsmotor zum Einbau, mit dem auch die Solinger ausgestattet waren. Mit insgesamt 211 Exemplaren war der ÜHIIIs jedoch nicht der Spitzenreiter der deutschen Serienobusse. Der Daimler-Benz-Obus O6600T belegte mit 363 Exemplaren die Spitzenposition, in den deutschen Betrieben waren jedoch nur 13 Obusse dieses Typs zu finden, eine Lieferung von 350 Obussen dieses Typs ging nach Buenos Aires in Argentinien als Anteil eines Gesamtauftrags von 700 Obussen in den Jahren 1952/1953. Vom Obustyp ÜHIIIs gingen jedoch nur 53 Exemplare ins Ausland, so dass dieser Obus eine weite Verbreitung in Deutschland fand. Mit 62 ÜHIIIs war Solingen der größte Abnehmer dieses Fahrzeugs. Gemessen an der Fahrzeuganzahl war Solingen mit 75 Fahrzeugen 1962 Spitzenreiter der deutschen Obusbetriebe. Gemessen an der Netzlänge lag die Stadt Moers an der Spitze mit 58,1 km, die im Jahre 1960 erreicht wurde. Solingen besaß nach der letzten Umstellung der letzten Straßenbahnlinie auf Obus im Jahre 1959 ein Netz von insgesamt 37,8 km Länge. 

 

1959 begann auch das Sterben der Obusbetriebe. Mittlerweile konnten serienmäßig hergestellte Omnibusse mit den gleichen Qualitäten wie die Obusse geboten werden. Die Nachteile der Fahrleitungsabhängigkeit entfielen. Den starken Straßenbaumaßnahmen der 60er und 70er Jahre fielen auch die größeren Betriebe Moers und Rheydt zum Opfer, da die Neuverlegung von Fahrleitung von den Betrieben überwiegend selbst getragen werden musste. Außerdem wurde kein serienmäßiger Obus angeboten, nachdem Henschel als letzter Komplettlieferant 1962 die Busproduktion einstellte. 1975 existierten in Westdeutschland nur noch drei Obusbetriebe. Während die Städte Kaiserslautern und Esslingen einen relativ jungen Fahrzeugpark vorweisen konnten, erneuerte Solingen seinen Fahrzeugpark mit einer Eigenkonstruktion. Auf einem serienmäßigen LKW-Dreiachsfahrgestell der Firma Krupp errichtete die Karosseriefabrik Ludewig, Essen, einen gradlinigen Aufbau. Das Fahrzeug hatte eine Länge von 12 Meter, damit war die zulässige Gesamtlänge von Busfahrzeugen voll ausgenutzt. Der Wagen wies 35 Sitzplätze sowie 12 m² Stehplatzfläche auf und konnte somit insgesamt 155 Personen befördern. Von den gleichzeitig ausgemusterten Obusfahrzeugen übernahm man die Hauptmotoren und die Kompressoraggregate, so dass die Fahrzeuge sogar günstiger als die seinerzeit angebotenen Dieselbusse herstellen konnte. 80 Fahrzeuge wurden bis 1974 beschafft. 

 

Die Obus-Renaissance der 80er Jahre brachte den drei heute verbliebenen deutschen Obusbetrieben Solingen, Eberswalde und Esslingen eine neue Obusgeneration. Nachdem in Eberswalde bereits 1994/95 der Obuspark erneuert wurde, ersetzten derzeit Esslingen und Solingen ihren Wagenpark, weitere Informationen siehe Übersicht der europäischen Obusbetriebe: Deutschland.

 

Einer der Tagungspunke in den Sitzungen der Arbeitsgruppe Trolleybus (AGT) des VDV war die Ermittlung der Emissionen im Vergleich zwischen Dieselbus- und Oberleitungsbetrieb. Im Mai 1999 wurde der erste Schritt mit der Erstellung einer VDV-Schrift „Empfehlung zur Ermittlung des spezifischen Primärenergieverbrauchs und der Gesamt-Emissionen von Obus-, DUObus- und Dieselbus-Systemen“ veröffentlicht. Auf dieser Basis wurden die Vergleichswerte von fünf Betrieben und des Forschungsinstituts ISEA/RWTH Aachen zusammengestellt, die nachfolgende Tabelle gibt die Werte für die folgenden Emissionen an: Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2), Kohlenwasserstoffe HC, Stickstoffoxide NOx, Schwefeldioxid SO2 und Partikel PM jeweils in Gramm pro gefahrene Kilometer. Die einzelnen Werte sind für die reine Fahrleitung ohne Fahrgäste und bei 100% Auslastung der Fahrzeuge angegeben: 

 

 

 

ISEA/RWTH

Arnheim/NL

Innsbruck/A

Salzburg/A

Eberswalde/D.

Solingen/D

 

 

leer

100%

leer

100%

Leer

100%

leer

100%

leer

100%

leer

100%

CO 

Obus

0,336

0,420

0,060

0,075

0,232

0,292

0,202

0,253

0,34

0,41

0,262

0,426

[g/km]

Dieselbus

1,181

1,483

1,977

2,482

1,209

1,511

1,188

1,534

1,330

1,600

0,930

1,558

CO2 

Obus

1274

1600

1012

1300

522

700

454

568

1306

1542

994

1600

[g/km]

Dieselbus

1395

1800

1429

1800

1427

1800

1402

1811

1583

1901

1098

1800

HC 

Obus

3,783

4,728

2,6

0,033

2,132

2,688

1,854

2,318

3,88

4,58

2,952

4,793

[g/km]

Dieselbus

1,338

1,680

2,022

2,538

1,377

1,721

1,354

1,749

1,520

1,820

1,054

1,766

NOx 

Obus

1,161

1,451

0,942

1,178

0,566

0,714

0,492

0,615

1,19

1,40

0,906

1,471

[g/km]

Dieselbus

7,814

9,809

7,855

9,861

7,988

9,985

7,844

10,132

8,860

10,640

6,151

10,307

SO2 

Obus

1,189

1,486

0,454

0,568

0,366

0,462

0,318

0,398

1,22

1,44

0,928

1,507

[g/km]

Dieselbus

0,856

1,075

1,910

2,397

0,888

1,111

0,872

1,126

3,476

4,175

0,674

1,129

PM 

Obus

0,155

0,193

0,012

0,015

0,039

0,049

0,034

0,043

0,158

0,186

0,121

0,196

[g/km]

Dieselbus

0,208

0,261

0,215

0,270

0,213

0,266

0,213

0,275

0,240

0,290

0,163

0,274

 

 

 

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