Seite 706 - Informationen rund um den Obus – informations about trolleybuses   www.obus269.homepage.t-online.de

 

Übersicht über die Obusbetriebe in Frankreich

                                                                                     Stand: 1.1.2003



 

FRANKREICH

GRENOBLE (bis 24.6.1999)

29.07.47

LIMOGES

14.07.43

LYON

04.09.35

MARSEILLE

26.04.42

NANCY

25.11.82

SAINT ETIENNE

01.01.42

 

Gastbeitrag von Jürgen Pudras, der mit der Reisegruppe von INRTA-EXPRESS einige der Obusbetriebe im September 2002 besuchte, ergänzt mit Informationen von Mattis Schindler und der homepage der FPTU EN LIGNE: LES TRANSPORTS URBAINS FRANÇAIS



In Frankreich überlebten in fünf Städten der Obus von vormals 27 Betrieben (maximale Anzahl 1953 ohne Güterobusanlagen). Nach zahlreichen Stillegungen sank die Anzahl auf fünf im Jahre 1973, diese erhielten ab 1977 neue Fahrzeuge, so dass deren Existenz gesichert war. In 1982 wurde sogar ein weiterer Betrieb eröffnet, und zwar in der Stadt Nancy. Die anstehende Erneuerung des Wagenparks erfolgte in Grenoble durch Dieselbusse, zumals das Netz wegen dem Ausbau der Straßenbahn zuletzt stark geschrumpft war.

 

Der älteste Betrieb ist Lyon, wo nunmehr seit 1935 Obusse verkehren. Der Obus-Betrieb steht aufgrund der ungünstigen Topografie auf einem gesunden Fundament, es erfolgt zur Zeit eine Erneuerung des Wagenparks. Vier verschiedene O-Bustypen (Berliet, Renault, MAN/Hess/Kiepe und Irisbus) bedienen (Stand: September 2002) sechs Linien (1, 4, 6, 11, 13, 18) und auch die wegen Wagenmangel verdieselte Linie 44 wird wieder elektrisch gefahren werden, wenn genügend neue Obusse des Typs Cristalis ausgeliefert sind. Allerdings sind auch entgültige Linieneinstellung zu verzeichnen: Die Strecken südlich und westlich von Jean Mace wurden eingestellt und abgebaut, einerseits bedingt durch die Verlängerung der Metrolinie B die Obuslinie 4 nach Gerland und wegen Bau der Straßenbahnlinie T1 und T2 die Anbindung des Bahnhofs Perrache der Linie 11. Alle Obuslinien (4, 11 und 18) enden nun am Platz Jean Mace, teilweise wurden neue Wendemöglichkeiten geschaffen, auch das in der Nähe von Jean Mace gelegene Obusdepot ist aufgegeben. Im Zuge des Straßenbahnbaus erfolgte auch die Einstellung der Obuslinie 23, deren Abschnitt Jean MaceBachut nun von der Straßenbahnlinie T2 befahren wird. Besondere Beachtung verdient die Linie 6, wo elektrische Mini-Busse von MAN/Hess/Kiepe (7 Wagen 1711-1717, geliefert 1999) sich durch enge und steile Altstadtgassen winden. Im Jahre 2001 standen für die 6 Linien von 35 km Länge 91 Obusse zur Verfügung. 

Am 19.9.2002 war der Cristalis 1802 am Gare de Part Dieu auf Linie 1 unterwegs. Foto: J. Pudras

 

Kleinobus 1714 der Deutsch-Schweizerischen Co-Produktion auf der Linie 6 in der Nähe der Endhaltestelle Croix Roussealle     alle Fotos: J. Pudras



In St.Etienne liegen die Dinge ähnlich wie in Lyon. Wagenparkmangel infolge Überalterung und ungewisser Zukunft des O-Busses führten zur Verdieselung einiger Linien. Aber im Gegensatz zu Lyon, wo nur eine Linie stillgelegt wurde, verkehrte im September 2002 nur noch eine Linie (Obl.10) überlebt. Von den ehemaligen O-Buslinien 1, 3, 6 und 7 sind die Fahrleitungen im wesentlichen noch erhalten. Daneben gibt es noch weitere intakte aber nicht benutzte Leitungen. Aber Hoffnung auf eine Wiederinbetriebnahme ist in Sicht: 13 neue Cristalis 12m-Obusse sind bestellt und 19 (laut anderer Quelle: 10) ER100H (zwei waren im September 2002 fertig) werden modernisiert. Die Berliet´s der Bj 1977-79 sind alle abgemeldet und abgestellt. Und auch die Renault´s werden bei grösseren Schäden ausgesondert. Nur mit einem zukünftigem Bestand von 30 Fahrzeugen kann man auch keine grossen Sprünge machen. Ob noch Cristalis-Optionen bestehen oder weitere ER100H modernisiert werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Anlässlich des 175jährigen Bestehens der Bahnlinie St.Etienne - Clermont-Ferrand wurde im Messegelände eine Verbrauchermesse abgehalten, wo auch Modellbahnen, Eisenbahnfreunde, die SNCF und die STAS ausstellten. Die STAS wartete mit drei historischen O-Bussen, einem der beiden modernisiertem ER100H und einem der TCL Lyon entliehenem Cristalis auf.

 

In langen Reihen sind auf dem Btf. Transpole Berliet-Obusse abgestellt, teilweise mischen sich auch schon Renault´s darunter.

 

Die folgenden Fotos entstanden auf der Messe und zeigen den in STAS-Farben verkleideten Lyoner Cristalis mit einem Obus der Museumsflotte im Hintergrund und einen der beiden modernisierten ER100H (Nr.427). 

 

 

 

Alle heutigen Trolleybusse des Betriebs in Limoges sind mit Chopper ausgerüstet. Es stehen 15 ER 100 H (Bj. 1983) und 25 ER 100 H 2 (mit modifizierter Front, Bj. 1987/89) zur Verfügung. Die CTL, wie gewohnt, nimmt sich Zeit und wartet bis neuen Fahrzeuge reif genug geworden sind.

In Grenoble ist seit dem 24. Juni 1999 der Obusbetrieb eingestellt. Kurz danach wurde der Firmengruppe Irisbus-Alstom eine Bestellung von Obussen erteilt. Mit der Begründung, dass keine europaweite Ausschreibung gemacht wurde, wurde dieser Vertrag von der Prefécture des Départments gestoppt. Auf Betreiben einiger Politiker folgte die Erstellung eines Gutachtens welches die Agglomeration O-Busse im Vergleich zu Erdgasbussen als zu teuer bewertet. Ende letzten Jahres wurden dann die Mittel zum Abbau der relativ gut erhaltenen Fahrleitung bewilligt. Der Verkehrsbetrieb hielt jedoch auf dem Betriebshof die erforderliche Infrastruktur vor, inclusive zweier Museumswagen und eines Arbeitswagens. Das nachfolgende Foto zeigt den älteren, Wagen 662 am 20.09.2002 auf dem Betriebshof D`Eybens. Der zuletzt vorhandene Wagenpark von ursprünglich 50 ER 100 wurde am 17.3.2000 bis auf Obus 732 abgemeldet.

 

 

Auch in Marseille ist der O-Busbetrieb nur noch ein Auslaufmodell. Seit Sommer 2002 war die Obuslinie 54 verdieselt. Das Ausschalten der Fahrleitung ist aber zur Zeit noch nicht vorgesehen, weil sonst der O-Busverkehr bei einer Störung auf der Betriebsstrecke Btf Saint Pierre - Gare de la Blancarde zum Erliegen käme und man so noch über Castellane die Obuslinie 80 und 81 beschicken kann. Der Fahrzeugpark besteht derzeit aus 40 von ursprünglich 48 im Jahre 1979/80 gebauten Renault/Berliet. Da diese jetzt ebenso wie die Strassenbahnfahrzeuge in die Jahre kommen, entschied man sich in der hohen Politik dafür nur noch auf ein elektrisches Verkehrsmittel zu setzen, und zwar der Straßenbahn. So soll denn auch die O-Busstrecke der Linien 80 und 81 zwischen Noailles/Canebiere und Place du 4 Septembre durch die Avenue de la Corse, Boulevard de la Cordiere und La Canebiere durch eine Verlängerung der SL 68 ersetzt werden. Eine neue Strassenbahnstrecke in den hohen Norden der Stadt würde auch den Abbau der Oberleitung der ehemaligen Linien 57 und 61 zwischen Vieux Port und Joliette zur Folge haben. Alle Fahrleitungen, die Linien- und betriebsmäßig zur Zeit nicht benötigt werden, werden generell hinter dem nächsten Trenner kurzgeschlossen und geerdet, aber nicht abgebaut. Dies betrifft die ehemalige Linie 55 nach Roucas Blanc, die ehemalige Linie 57 nach Vauban La Poste und die ehemalige Linie 61 nach Bompard. Die einspurige Fahrleitung in der Rue Sainte (ehemals Linie 55 und 61) bleibt als Umleitungsstrecke für den Bd. de la Cordiere vorläufig noch intakt.

 

Am 18.9.2002 biegt Wagen 227 an der Haltestelle Vieux Port aus der Rue La Canebiere in die Uferstrasse. Links geht es Richtung Joliette.

 

Nachdem in Nancy Anfang 2001 einige Wochen nach der Eröffnung (siehe Reisebericht vom 27. Juni 2001) der Betrieb eingestellt wurde, erfolgte am 13.3.2002 die Wiederaufnahme des Fahrgastbetriebs. Seitdem traten jedoch weiterhin Störungen im Betrieb auf, so dass vorerst noch die Dieselbuslinien des westlichen Anschlussnetzes parallel weitergeführt wurden. Die für die Obuslinie 121 (ehemals Linie 4) bestellten sieben Obusse waren im September 2002 noch nicht in Betrieb.

Wagen 8 an der Haltestelle Gare SNCF.

 

Ebenfalls spurgeführt ist der neu aufgenommene Betrieb in CaenDie Einordnung, ob dies ein Bus oder eine Bahn ist, wird dem Leser überlassen. Am 12.09.2002 jedenfalls, waren einige Wochen vor der Betriebseröffnung (Eröffnungsfeier: 15.11.2002, planmäßiger Linienverkehr ab 18.11.2002) die Probefahrten unter echten Fahrplanbedingungen in vollem Gange, und Dank einer Einladung von Bombardier durfte die Reisegruppe von INTRA-EXPRESS eine Netzrunde mitdrehen. Entgegen ursprünglichen Plänen, werden den vier Ästen jetzt doch zwei verschiedene Linienbezeichnungen zugewiesen. Und zwar wird die Hauptlinie von Campus ll nach Ifs Jean Vilar jetzt als Linie A und die Seitenäste nach Saint-Clair und Grace de Dieu als Linie B bezeichnet. 

In der nördlichen Schleife Campus ll sieht Wagen 13 wie eine Straßenbahn aus.......

 

.... jedoch ohne Oberleitung und Schienen? Als "Taxi" für die Reisegruppe zum Betriebshof (Wagen 6) auf der Strasse unweit der Haltestelle Citis sieht er wie einen ganz normaler Doppelgelenkbus aus. Selbst der Stromabnehmer ist so tief hinter den Vouten versteckt, dass man dieses Vehicle gar nicht mehr als "Tram" wahrnimmt. 

 

 

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