Seite 712 - Informationen rund um den Obus – informations about trolleybuses   www.obus269.homepage.t-online.de

 

Übersicht über die Obusbetriebe in Skandinavien

                                                                   Stand: 1.1.2005


In den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen gibt es zwei Obusbetriebe, und zwar in der Stadt Bergen in Norwegen seit dem 24. Februar 1950 und in Landskrona in Schweden seit September 2003:

 

Bergen:

 

Obwohl die Stadtverordneten eine Beschluß zur Einführung eines Obusbetriebs am 7. Juni 1940 trafen, dauerte es knapp 10 Jahre, ehe die erste, 4,1 km lange Obuslinie 5 MulenMohlenpris am 24.2.1950 eröffnet wurde. Im Dezember 1957 folgte die 6,5 km lange Obuslinie 2 die eine entsprechende Straßenbahnlinie ersetzte. Die ersten acht Obusse waren umgebaute, 9,3 m lange Benzinbusse des Baujahrs 1938. 1951 folgten drei Strommen/NEBB-Trolleybusse der gleichen Länge. Von 1957 bis 1959 wurden insgesamt 26  Sunbeam Trolleybusse beschafft. Der Aufbau der ersten 18 Wagen war 12 m lang und der Wagen war mit 27 Sitzplätzen ausgestattet und für 92  Fahrgäste zugelassen. Sie kamen auf der Obuslinie 2 zum Einsatz. Die letzten acht 1959 waren nur 10,8 m lang und ersetzten die ersten acht Obusse auf der Linie 5. Die Linie 2 wurde in Spitzenzeiten alle 3,5 Minuten befahren, die Linie 5 alle 5 Minuten. 1961 wurden auf der Linie 2 pro Jahr 8 Mill. Fahrgäste befördert, die Linie 5 erreichte ihren Spitzenwert 1957 mit knapp 4 Mill. Fahrgäste. Die Zahl der Fahrgäste sank bis auf einen Wert von unter 3 Mill. Für die Linie 2 und unter 1 Mill für die Linie 5 in den 80er Jahren. Entsprechend wurde der Takt reduziert. 1976 wurde auf der Linie 5 noch ein 10 Minuten-Takt geboten, die Linie 2 verkehrte 1976 maximal alle 5 Minuten, 1979 alle 7 Minuten, heute alle 10 Minuten.  

 

Als der Ersatz der 24 verbliebenen Sunbeam Obusse  (1969 wurden schon zwei Wagen ausgemustert) Anfang der 70er Jahre anstand beabsichtigte man zuerst ein Ersatz durch Dieselbusse. Aber in Anbetracht der Umweltfreundlichkeit wurde diese Absicht nochmals überdacht und am 15. März 1971 trafen die Stadtverordneten die Entscheidung, den Obusbetrieb auf den beiden Obuslinien beizubehalten und für die Beschaffung neuer Obusse detailierte Angebote einzuholen. Dabei wurden Firmen in der Tschecheslowakei und der Sowietunion einbezogen. Die Wahl fiel nach einem 14-tägigen Probebetrieb auf den bewährten Typ Skoda 9Tr der Firma Skoda, ein entsprechender Kaufvertrag wurde am 22. Februar 1972 unterzeichnet. Je 10 Wagen waren im Dezember 1972 und bis Ende Juni 1973 zu liefern. Letztendlich kamen aber schon alle 20 Wagen Ende 1972 nach Bergen und erhielten am 3. bzw. 10. Januar 1973 ihre Zulassung und die Betriebsnummern 301-320. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 17 Sunbeam-Obusse in Betreib, bis 1976 wurden sie ausgemustert.  Die Betriebsführung war zufrieden mit der elektrischen Ausrüstung der Skoda-Obusse, aber mangels Luftfederung boten sie einen schlechten Fahrkomfort, außerdem war es mangels Schallisolierung des Fahrwerks auch zu laut im Wagen. Nachdem sich der Ankauf weiterer Skoda-Obusse wegen Reduzierung der Produktion zerschlagen hatte, kam vom 30.1.-22.2.1976 aus Genf der fabrikneue FBW/BBC-SAAS-Gelenkobus 648 zum Probeeinsatz. Der Wagen überzeugte und Ende 1976 bestellte man vier Soloobusse in der Schweiz. Die Hess auf Volvo-Fahrgestell aufgebauten 11,35 m langen Wagen kamen im August und Oktober 1978 nach Bergen und erhielten die Betriebsnummern 321-324. Für die Linie 2 sollte nun Gelenkobusse beschafft werden. So erhielt Bergen 1979 drei Gelenkdieselbusse von MAN/Graf&Stift, Mitte 1980 folgen drei baugleiche Obusse mit BBC-Secheron Ausrüstung. Mitte 1982 kamen Daimler-Benz O 305GT-Gelenkobusse, 1985 wiederum drei MAN-Gelenkobusse  ebenfalls mit mit BBC-Secheron Ausrüstung nach Bergen. Sie ersetzten die Skoda-Soloobusse, von denen zwei als Museumswagen verblieben. Zeitgleich mit der Auslieferung der letzen Gelenkobusse erfuhr die Obuslinie 2 am 26. Juni 1985 eine Verlängerung um 800 m bis nach Birkelundstoppen. Im Winter 1994/95 Einstellung der Obuslinie 5, durch andere Linienführung und südlicher Verlängerung bis heute Dieselbusse, die weiterhin alle 30 Minuten, wie zuletzt auch auf der Obuslinie angeboten, verkehren. Nach einem Besuch des Esslinger DUO-Bus 316 im Mai 1990, weilte anderthalb Jahre später der Wagen 324 zu einem halbjährigen Probenbetrieb in Bergen, der bis Mai 1992 andauerte. Im September des Jahres ging der erste eigene DUO-Bus in Betrieb, gefolgt von je einem Wagen in 1993 und 1994. Sie erhielten die Wagennummern 701 bis 703.   

 

Nach nur 17 Jahren Betriebzeit mussten die D-B O305 1999 manch starken Karosserieschäden außer Dienst gestellt werden. Mit den  MAN-Gelenkobussen war Bergen sehr zufrieden, so dass man bei NEOMAN neue Obusse bestellte. Sechs Neoplan N… mit Kiepe-Elektrik wurden von Juni bis August 2003 ausgeliefert, sie erhielten die Betriebsnummern 6334 bis 6339. Mit 23 Jahren erreichte der zeitgleich ausgemusterte MAN-Obus 6327 die längste Betriebsdauer eines Obus in Bergen.  

 

Im Laufe der Jahre wurde der Takt der Obuslinie 2 ausgedünnt, nun besteht nur noch morgens zwischen 7 und 8 Uhr sowie zwischen 14 und 16 Uhr ein 10 Min-Verkehr mit sechs Kursen, sonst verkehrt die Linie 2 alle 12 Minuten, in der Ferienzeit nur alle 17 Minuten. Im Gespräch ist weiterhin die Umstellung der ehemaligen Straßenbahnlinie 1, die von mehreren Dieselbussen alle 5 Minuten bedient wird. Eine Wiedereinführung der Obuslinie 5 hingegen ist unwarscheinlich, die heutige Linie 5 befährt südlich eine andere Streckenführung, lediglich auf dem nördlichen Ast nach Mulen wird gemeinsam mit der Linie 6 ein 15 Min-Verkehr angeboten.

 

 

Für ein Foto legte der DUO-Bus 702 in der Schleife Mulen an der spannungslosen Fahrleitung die Stangen an. Aufnahme: Jürgen Pudras - 22. Mai 2000  

 

Weitere Informationen zum Obus Bergen in folgenden Artikel und Veröffentlichungen:

 

Direktor Helge Stensaker: Weiterhin Trolleybusbetrieb in Bergen in Der Stadtverkehr Heft 9/1972

Nils Carl Aspenberg: Trolleybussene i Norge, Baneforlaget 1996

 

 

Landskrona:

 
siehe Reisebericht unter:  http://de.geocities.com/obus269/rblandsk.htm

 

 

 

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