Seite 804 - Informationen rund um den Obus – informations about trolleybuses   www.obus269.homepage.t-online.de

 

Besuch in der Schweiz im Mai 2000 (21.5.-23.05.2000)

 

Um an der Sonder- bzw. Abschiedsfahrt der 35jährigen Gelenkobusse Berna/SWS-SWP-R&J/BBC in Winterthur teilzunehmen setzte ich mich am Sonntagmorgen in den Zug, um über Stuttgart und Schaffhausen zum Fahrtbeginn gegen 13.45 Uhr dort zu sein. Die Mitgliedern des Trolleybus-Verein Schweiz (TVS) hatten bereits vormittags eine Fahrt mit dem Dieselgelenkbus 308 unternommen, dieser gehört zu einer Serie von ehemals 8 Gelenkwagen, die 1971/2 in Dienst gestellt wurden. Die 5 letzten Wagen dieses Typs (301, 303, 305, 307 und 308) werden Ende Mai durch 5 Citaro-Dieselgelenkbusse ersetzt. Eine Präsentation dieser Wagen fand übrigens am 27.Mai unter dem Motto "Die Neuen sind da" auf dem Platz im Oberen Graben statt. Die 17,94 m langen Fahrzeuge haben ein Platzangebot von 49 + 1 Sitzplätzen und 110 Stehplätzen und werden von einem 220 kW starken Motor angetrieben.

Gegen 14 Uhr ging die Fahrt mit dem Obus 119 los, sie führte nach Rosenberg, Seen, Oberseen, Wülflingen und Töss.

 

Auf dem Weg nach Oberseen ein Fotohalt an einer Haltestelle. Die 1991 neu eröffnete Linie 6 wird als einzige Linie nicht von den alten Berna-Obussen befahren.


 

Am Bahnhof wurde die ansonsten nicht genutzte Wendeschleife südlich des Bahnhofsplatzes befahren.

Die Fahrt endete gegen 17 Uhr am Bahnhof, die Depoteinfahrt konnte von einigen Teilnehmern genutzt werden, die Museumsobusse 101, 22 und 25 im Keller des Depots zu besichtigen. Ebenfalls standen die 4 vorhandenen der ehemals 14 Berna-Gelenkwagen in der Halle hintereinander. Nach einem Defekt an den Bremstrommeln wurde Mitte Mai Obus 114 abgestellt. Er wird nun als Ersatzteilspender dienen. Die Berna-Gelenkwagen werden noch regelmäßig vom Montags bis Freitags eingesetzt, die Laufleistung der Wagen beträgt mittlerweile über 1,7 Millionen km. Neben den 4 Berna Gelenkwagen steht 21 Mercedes-Benz-Obusse O405GTZ und 10 Obusse des Typs Saurer/FHS/Strömberg zur Verfügung. Einige der Diesel-Gelenkbusse werden ebenfalls oft auf den Obuslinien eingesetzt. Für den 5-Minuten-Verkehr, der auf den Linien 1 und 2 sowie den 7/8-Minuten Verkehr auf den Linien 3 und 4 in den Hauptverkehrszeiten zwischen 6 und 8 und 15 und 18 Uhr angeboten wird, werden insgesamt 34 Wagen benötigt. 

Zur Übernachtung hatte ich ein Hotel in Zürich gewählt. Obwohl das Haus neu renoviert war, kostete die Übernachtung nur 60 CHF. Erreichbar war das Hotel mit der Obuslinie 33, in der Nähe der Kirche Flundern. So konnte ich gleichzeitig die jüngste Netzerweiterung in Zürich (Flundern - Bf. Tiefenbrunnen) besichtigen. Der Züricher Wagenpark besteht nun nur noch aus Mercedes-Benz Gelenkobussen. Auch die letzten FHW-Obusse, kommen nun nicht mehr zum Einsatz. Auf allen Obuslinien wird in den Hauptverkehrzeiten im 6-Minuten Takt ansonsten 7/8-Minuten Takt gefahren. Es ist eine Freude, wie zügig wie die Fahrzeuge auf dem mit zahlreichen Weichen und Kreuzungen versehenen Netz verkehren.


 

Vor dem Bahnhof Tiefenbrunnen endet nun die Linie 33, hier kommt Obus 34 an dieser direkt am Züricher See gelegene Endhaltestelle an.

Am zweiten Tag fuhr ich zuerst nach Luzern, um dort den morgendlichen Einsatz in der Verkehrsspitze zu erleben. Insbesondere erfuhr ich die neuste Anschaffung, und zwar 7 Anhängewagen im Einsatz auf der Linie 1. 


 

Die Anhänger gelangen hinter den Soloobussen 271-280 zum Einsatz, hier Obus 272 mit Anhänger 302 am 22.5.2000 auf der Seebrücke kurz hinter der Haltestelle Bahnhof. An meinem Besuchstag fuhren die Soloobusse 271-276 jeweils ihren numerisch passenden Anhänger 301-306.

Gemäß Fahrplan ist die Linie 1 noch bis Ende Juni gekürzt, zwischen Kriens und Obernau bestand daher Dieselbus-Ersatzverkehr. Bis gegen acht Uhr waren 11 Kurse im Einsatz auf der Linie 1, später 7 Kurse. Davon wurden 5 (HVZ:6) Kurse von Anhängerzügen bedient. Auf den anderen Linien kamen 19 Gelenk- und 14 Solowagen zum Einsatz. Auf allen Linien wird ein 6-Minuten-Verkehr in den Hauptverkehrszeiten angeboten, auf den Linien 6/8 und 7 sogar ein 5-Minuten-Verkehr. Nach Fahrgastzählung wird ab dem Fahrplanwechsel am 28.5.2000 auf diesen Linien ebenfalls nur alle 6 Minuten gefahren.

Um 9.23 Uhr machte ich mich auf, über die Alpen nach Lugano zu reisen. Um 13.03 Uhr traf ich dort ein und ging bis zum Abzweig der Obuslinie 4 und 5 unterhalb des Bahnhofs zu Fuß. Auf der Linie 4 waren Dieselgelenkwagen im Einsatz, die Linie 5 war jedoch ausschließlich mit FHW-Gelenkobussen bestückt. Negativ fiel mir der starken Autoverkehr auf, die Luft war daher sehr schlecht. Ich befuhr die Linie 5 bis zur Endstation Vezia und zurück in die Innenstadt. Dort konnte ich feststellen, dass auf den beiden übrigen Obuslinien Obusse und Dieselbusse gemischt eingesetzt wurden.


 

Einer der jüngsten, nunmehr 12 Jahre alten Vetter-Gelenkobusse, Wagen 206 mit Ganzreklame. 

Mit einem Vetter Gelenkobusse auf der Linie 3 fuhr ich zum Depot, dort konnte ich die abgestellten Wagen 112, 115, 126 und 127 besichtigen. Der 4. FHW- Gelenkwagen verließ das Depot um ein Wagen der Linie 5 auszutauschen. Ich nutzte die Gelegenheit, mit diesem Wagen die etwa 500 Meter Fußweg zur Linie 3 zu ersparen. Anschließend fuhr ich die Linie 1, die etliche malerische Punkte und Ausblicke bot. Von den vier Kursen wurden 3 vom Obussen bedient, 2 FHW-Soloobusse und ein Vetter Soloobus kamen zum Einsatz.

 

Die Endhaltestellen der Linie 1, die ansonsten am Seeufer des Luganeser Sees entlangführt, liegen oberhalb des Sees, die östliche Endhaltestelle macht eine Spitzkehre dorthin, in dieser wurde der 26jährige Obus 120 aufgenommen.

 

Während, wie rechts zu sehen, sich der Autoverkehr an der Uferstraße staut, kann der Obus 207, einer der Vetter-Soloobusse auf eigener Busspur am Stau vorbeiziehen.

Seit meinem letzten Besuch im Jahre 1988 wurde der Fahrplan auf der Linie 1 und der Linie 3 und 4 gestreckt, und zwar von 10 Minuten auf einen 12-Minuten-Verkehr. Dadurch wurden auf den Linien 1 statt damals fünf Obusse nun nur noch vier Obusse benötigt, die Linien 3 und 4 kommen nun mit 3 statt 4 Kursen aus. Für den ganztägigen 12-Minuten-Verkehr auf allen Linien werden somit 13 Kursen benötigt. Am 22.5.2000 wurden folgende Wagen eingesetzt: 

Linie 1: 119-207- 34-120

Linie 3: 205-206- 46

Linie 4:43- 45- 44=41

Linie 5: 123-125-122=124

 

Um 19.12 Uhr ging es dann mit dem CISALPINO zurück nach Zürich, wo mich dann die Obusse der Linie 46 und 33 schnell ins Hotel brachten. Frühmorgens fuhr ich nach St.Gallen um dort die am 28.9.1996 eröffnete Obuslinie nach Wolfganghofkennen zu lernen. Der für Ende Mai zur Eröffnung vorgesehenen Linienverlängerung nach Winkeln (West) fehlte noch die Verbindung mit der übrigen Fahrleitung.Es ist anzunehmen, daß zum Fahrplanwechsel am kommenden Wochenende dieses Stück in Betrieb genommen wird, während dann die alte Wendeschleife am Bahnhof Winkel abgebunden wird. 

Die Linie 1 fährt abwechselnd nach Wolfganghof und nach Winkeln. Am anderen Ende gibt ebenfalls zwei Endstellen. Diese Endstellen werden jeweils alle 12 Minuten angefahren, auf dem gemeinsamen Stück wird somit ein 6-Minuten-Verkehr geboten. 12 Kurse gelangen zum Einsatz. Die übrigen im Obuslinie werden mit einer geringeren Frequenz bedient, und zwar die Obuslinie 3 alle 7/8 Minuten (1989 wurde hier ebenfalls noch ein 6-Minuten-Takt angeboten) und die Linie 5 alle 10 Minuten. Auf beiden Linien kommen je vier Kurse zum Einsatz, so daß insgesamt 20 der 29 Gelenkwagen für den täglichen Einsatz benötigt werden. 


 

Der nunmehr 16jährige Gelenkobus 104 in der Endschleife Wolfganghof. 

Auf dem Rückweg nach Zürich macht ich kurz Halt in Winterthur. In den 25 Minuten Aufenthalt konnte ich 20 der 24 Kurse sichten. Ich fand drei Berna-Gelenkwagen und zwei Dieselbusse im Einsatz neben den Mercedes-Benz und Stromberg-Obussen. Es wird wohl meine letzte Gelegenheit gewesen sein, die Berna-Obusse im Linienverkehr zu sehen. Von Winterthur nach Zürich benutzte ich die S-Bahn, um zum Bahnhof Tiefenbrunnen zu gelangen. Dort befindet sich die neue Endstelle der Linie 33, idyllisch am Zürcher See gelegen. Mit der Fahrt zum Hotel konnte ich so diesen 3,8 km langen, am 1.11.98 eröffneten Streckeabschnitt kennen lernen. Nach dem Auschecken im Hotel fuhr ich mit der Linie 33 und 46 zum Bahnhof um auf dem Rückweg nach Deutschland noch kurze Eindrücke von den neuen Niederflurgelenkwagen in Bern und Biel zu erfahren. 

Um 13:14 kam ich in Bern an, hier fielen mir die zahlreichen Dieselbusse auf den Obuslinien auf. Obwohl ein 5-Minuten-Verkehr auf der Linie 12 angeboten wird, verkehrte dazwischen noch Kurse mit Dieselbussen zur Längsgasse. Die 20 Niederflurgelenkobusse kommen auf allen Linien zum Einsatz, von den übrigen Gelenkwagen sind nun noch 25 Wagen vorhanden. Während in Bern die Kurse der Niederflurgelenkwagen im Fahrplan angekündigt werden, kommen in Biel die Wagen gemischt mit den Hochflurwagen zum Einsatz. Ab 12 Uhr besteht hier ein 7/8Minuten Verkehr auf beiden Linien, die Linie 1 wird mit 9 Kursen unddie Linie 4 mit 7 Kursen bedient. Von den 22 Gelenkwagen gelangen somit 16 Wagen zu Einsatz.


 

Der jüngste Obus in Biel (Wagen 90) am Kreuzplatz. Bis vor kurzem wurde die Nidaugasse in der Bildmitte von der Linie 4 befahren, nun verkehrt die Linie 4 durch Seitenstraßen und die Nidaugasse wurde zur Fußgängerzone.

Abschließend nutzte ich die Umsteigezeit in Basel, um hier den Einsatz der Obusse zu sichten. Je 3 Kurse der 3 Obuslinien konnte ich erfassen. Auf der Linie 31 war kein Obus dabei, auf der Linie 34 ein Neoplan-Obus (930). Auf der Linie 33 konnten 3 Obusse gesichtet werden, davon war sogar ein FHW-Obus dabei. Ebenfalls sind weiterhin noch alte Dieselbusse des Typs D-B O305 G und Solodieselbusse aus den 70er Jahren im Linienverkehr zu beobachten. 

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass ich in der Schweiz sehr schöne Tage erlebt habe. Es bleibt zu hoffen, dass diese durch meine zahlreichen Fotoaufnahmen in Erinnerung gehalten werden können. Ich hatte nicht nur mit dem Wetter Glück, sondern auch, dass mein Fotoapparat der auf dem Rückweg im Zug aus der Tasche gefallen war, wieder aufgefunden wurde und ich diesen anderntags wieder in Dortmund abholen konnte.

 

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