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Informationen rund um den Obus - informations about trolleybuses

Reiseberichte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Besuch bei der Firma Neoplan am 04. November 2003 



Von Anfang 2003 bis April 2004 wurden bei der Firma Neoplan in Pilsting 142 Obusse für Athen gebaut. Es gab sich am 4.11.2003 die Gelegenheit, die Montage in Pilsting zu besuchen und somit einen Eindruck in die Obusproduktion zu erhalten, wie es schon bei der Firma VanHool (2001) und Berkhof in 2000 ermöglicht wurde.

 

Die Ausschreibung für dieses Los an Obussen für Athen startete bereits 2001, im September 2001 gab die Firma Kiepe ihr Angebot an. Die entgültige Entscheidung ließ jedoch auf sich warten, erst im Januar 2003 konnte die Firma Kiepe den Auftrag bestätigen, und zwar zuerst für 122 Obusse, davon 82 Solo- und 40 Gelenkobusse. Nach Einlösen von zwei Optionen sind nun 91 Solo- und 51 Gelenkobusse zu liefern.

 

Das erste Vorläufer-Solofahrzeug wurde in Deutschland fahrfähig komplettiert und traf am 12.7.2003 morgens um 7:30 Uhr per Tieflader in Solingen ein. Die Firma Vossloh-Kiepe testete dort den Wagen ausgiebig unter der Oberleitung. Am Freitag, den 25.7.03, abends gegen 18 Uhr verließ der Wagen per Tieflader Solingen und ging direkt nach Renningen zur Firma SÜTRAK zum Klimatest. Nach einem anschließenden kurzen Aufenthalt im Werk Pilsting gelangte der Wagen Mitte August per Bahn nach Griechenland, dort wurde er im Werk der Firma ELBO komplettiert und zum ausgiebigen test an die ILPAP Athen übergeben. Nach einigen Monaten mit ausgiebigen Probefahrten im Athener Netz steht seit Ende Oktober der erste Solowagen mit der Nummer 8001 in Liniendienst. In Athen stehen Mitarbeiter der Firmen Neoplan Kiepe vor Ort zur Verfügung, es wurden zwei Jahre Kundenbetreuung vereinbart.

 

Rund 20 Fahrzeuge standen auf dem Werksgelände und warteten auf ihre Überführung in eigener Kraft zur Verladerampe beim BMW-Werk im etwa 12 km entfernte Dingolfing.

 

 

Im November 2003 standen rund 20 Fahrzeuge auf dem Werksgelände. Der Abtransport von Pilsting erfolgt nach Abruf der Firma ELBO in Thessaloniki, wo die Fahrzeuge komplettiert werden. Somit werden die Fahrzeuge von der Firma Neoplan als Rohbauten ausliefert, bis Ende Oktober 2003 wurden etwa 30 der fahrfähigen Rohbauten nach Griechenland verschickt. Die Fenster- und Türöffnungen werden mit Folie verschlossen, da Fenster und Türen in Griechenland als Teil der lokalen Wertschöpfungen eingebaut werden. Die Wagen fahren mit eigener Kraft (Hilfsmotor) in das 12 km entfernte Dingolfing. Über die Rampe des BMW-Werks erfolgt der Abtransport per Bahntieflader nach Griechenland in das Werk der Firma ELBO. Nach dortiger Komplettierung gelangen die Wagen nach Athen.

 

Die Stahlkonstruktion der Seitenteile (vorne) werden mittels einer Hilfskonstruktion (hinten) zum Verschweißen aufgestellt.

 

 

Die Montage in Pilsting beginnt mit dem Zusammenbau der Seitenteilen aus Stahlprofilen. Diese werden aufgestellt und mit der Bodengruppe verschweißt. Die gesamte Stahlkonstruktion geht dann in die Lackiererei.

 

Die zusammengeschweißte Konstruktion erhält eine provisorische Bereifung, um die Rohbauten in der Montagehalle bewegen zu können, hier die Rückansicht eines Solowagens…..

 

 

Als Achsen erhalten die Soloobusse eine Portalachse MAN HONP 1300 (Heck-Omnibus-Niederflur-Portalachse), vorne Achse VOK-79-B, das besondere an der Anlenkung dieser Achse ist die Verschraubung der Lenker an einem Gußteil, die auch für eine bessere Anbindung der Achsen an die Fahrzeugstruktur sorgt. Die Achsen kommen von ZF, werden bei MAN Salzgitter komplettiert und gehen als fertige Bauteile nach Neoplan.

 

.. und die Vorderansicht einer bereits grundierten Rohkonstruktion.

 

 

Ein weiteres Gußteil wird bei den Gelenkwagen für das Gelenk zum Vorderwagen hin montiert, zum Hinterwagen ist die Konstruktion geschweißt. Das Gelenk wird von Firma Hemscheidt Fahrwerktechnik zugeliefert.

 

Die Konstruktionen erhalten vorne und hinten Masken aus Kunststoff, der Rest wird mit Stahlblech verkleidet.

 

 

Als Seitenbeplankung wird Stahlblech verwendet, größtenteils geklebt, an den Stellen zum Radkasten gepunktet. Die Vorder- und Rückfront bestehen aus GKF-Formteilen, die auch bei den Dieselbussen verwandt werden. Nach Fertigstellung der Verblechung erhält der Wagen seine zitronengelbe Grundlackierung.

 

Blick auf die Montagestraße, in der auch die Elektroinstallation erfolgt.

 

 

Der Einbau der elektrischen Bauteile erfolgt in einer speziellen Fahrspur in Pilsting. Für diese sind Laufbühnen in Höhe der Kästen angebracht, die Mitarbeiter werden mit Fangseilen gesichert. Die Firma Vossloh-Kiepe liefert die erforderlichen Bauteile zu, und führt in Pilsting die Verkabelung durch. Die größeren Bauteile wie Fahrmotoren und Notfahraggregate werden von Mitarbeitern der Fa. Neoplan eingebaut. Im Heck befindet sich die Notfahreinrichtung mit Deutz-Motor und Generator, geliefert von der Firma Lech. In den Bergener Obussen kam eine Einheit mit 80 kW-Motor der Firma Iveco, von der Firma Kirsch zum Einbau. Links im Heck (in Fahrtrichtung gesehen) befindet dich der Kompressor der Firma Sullair mit einer zusätzlichen Lenkhilfspumpe, da der Motor ja kein Leerlauf hat. Das darüber befindliche Gebläse zur Kühlung der Aggregate wird über Dach geführt.

 

Der Motor wird von der Firma Skoda zuliefert, Typ 7ML 3550 KI für die Solowagen, Typ ML 3450 K/4 für die Gelenkwagen. Er wird als fertiges Bauteil mit der Isolationskuppelung zum Antrieb an der einen Seite angeliefert und hat zwei Drehzahlsensoren und die Lenkhilfspumpe an der anderen Seite angeflanscht.

 

Die Fahrzeuge tragen unterschiedliche Produktionsnummern, die nicht übereinstimmen. Die Fahrgestellnummer berücksichtigt auch die Bergener Fahrzeuge, das erste Fahrzeug, welches in Salzburg erprobt wurde, trägt die Fg.-Nr. 62210008 (863ZZZ34000039).

 

Die Fahrgestell-Nummer befindet sich hinter der Frontklappe, das Schild innen wird erst bei dem griechischen Generalunternehmer Firma ELBO im Zuge der Komplettierung der Inneneinrichtung montiert. Einer der Solowagen in der Produktionsstraße trug die Fahrgestell-Nummer WAG861ZZZ34000057, er ist Nr.42 von 91, an Frontscheibe war die Bezeichnung N6216 0042 mit Verweis auf die Firma ELBO angebracht.

 

Ein Solowagen auf der Montagestraße bei der E-Installation.

 

Der Gelenkwagen, der kurz vor der Fertigstellung in der Produktionsstraße vorne stand trug einen Zettel an der Windschutzscheibe mit „Nr.5 von 51“ , die Kommissions-Nummer lautete: 6221 0012. Als Fahrgestellnummer war die Bezeichnung WAG863ZZZ34000043 angebracht.

 

Während des Transports in der Fabrikationshalle sind die Wagen provisorisch mit Reifen ausgestattet, da sie mit diesen auch in die Lackiererei gehen. Bei der Schlußmontage erhalten die Wagen Reifen der Firma Michelin.

 

Die Kosten für 142 Fahrzeuge betragen 63 Mio. Euro, dabei ist zu beachten, daß Inneneinrichtung (Verkleidung und Sitze), Klimaanlage, Fenster und Türen fehlen, diese Bauteile werden wie oben beschrieben bei Fa. Elbo komplettiert.

 

Anderntags konnte in Salzburg eine Probefahrt mit dem Vorläuferfahrzeugen der Neoplan-Gelenkobusse ermöglicht werden. Der erste Gelenkobus wurde fahrfähig komplettiert und in Salzburg erprobt. Dieses bietet sich an, da die Produktionsstätte der Firma Neoplan in Pilsting nur etwa 180 km von Salzburg entfernt ist und das Fahrzeug mittels Hilfsmotor dorthinfahren konnte. Bei der keinen Testfahrt konnte festgestellt werden, dass das Fahrzeug leiser als alle bisher bekannten Obusse fährt. Bei 60 km/h fährt der Wagen so ruhig, daß man die Geschwindigkeit nicht merkt. Es macht sich die hohe Qualität in der Fertigung bemerkbar, aber dafür ist die Firma Neoplan bekannt.

 


 

Weitere Informationen zur Obusproduktion für Athen

Nach Probefahrten mit einer griechischen Delegation in Salzburg ging der Gelenkobus nach Renningen zur Firma SÜTRAK zum Klimatest. Die Auslieferung  nach Thessaloniki erfolgte per Bahn Ende November 2003. Der Gelenktrolleybus wurde im Dezember nach Athen überführt und konnte noch Ende Dezember im Netz in Athen gefahren und an ILPAP übergeben werden. Er erhielt die Betriebsnummer 9001. Anfang Februar 2004 fand eine Vorstellung des Gelenkwagens in Beisein von Regierungsvertretern statt. Bis auf einen Einzelwagen eines russischen Gelenkwagens (Nr.4001, Bj.1984) sind dies die ersten Gelenkobusse für Athen.

 

Im März befanden sich etwa 15 Soloobusse Nr. 8001 ff und der Gelenkobus Nr. 9001 im Linieneinsatz. Bis Mitte April (17.KW) erhöhte sich die Zahl auf 43 Neoplan-Soloobusse im Einsatz; geliefert waren zu diesem Zeitpunkt 52 Fahrzeuge. Nach erfolgreicher Vorlaufzeit des ersten Gelenkobus sind Mitte April 2004 6 der 51 Fahrzeuge im Linieneinsatz. Die Produktion der Rohbauten wurde planungsgemäß Ende März 2004 in Pilsting abgeschlossen. Der letzte Rohbau, der Gelenkwagen mit der Fg.-Nr. WAG863ZZ944000212 62210058, wurde am 13. Mai 2004 per Tieflader nach Salzburg zur Ausstellung anläßlich der Tagung „Salzburger Verkehrsgespräche: Pro Obus ist Pro Umwelt“ transportiert. Sein Abtransport nach Griechenland konnte für diese Vorstellung um einige Wochen verzögert werden. Die anfänglichen Rückstände bei der Fertigstellung der Soloobusse bei der Firma Elbo wurden aufgeholt. Die komplette Inbetriebnahme aller Soloobusse wird bis August 2004 rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Spiele erwartet.

 

Weitere Informationen sind auf der homepage www.neoplan.de unter „Presse“ zu finden!

       

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